Generation Klimaschutz

Deutschland – ein „Sommermärchen“, und das ganz unabhängig von Fußballweltmeisterschaften?!

Immer mehr Jugendliche in Deutschland beschäftigen sich, angespornt durch Schulen und andere Bildungseinrichtungen, mit dem Thema Klimawandel. Selbstverständlich freuen sich viele von ihnen über die steigenden Temperaturen, die uns laue Sommernächte bereiten. Wäre es da nicht auch wunderbar, wenn das Meer noch näher zu uns käme? Ganz so abwegig ist dieser Gedanke nicht, wenn man bedenkt, dass ein Anstieg des Meeresspiegels,  verursacht durch die Globale Erwärmung, dazu führen könnte, dass weite Teile der Niederlande unter Wasser stünden. Doch selbst wenn viele von uns gerne „ohne Holland“ zur WM fahren, die Karibik nach Deutschland holen, wollen eher wenige. Wie die Niederlande dem blauen Nass trotzen könnten, kann man übrigens hier sehen.

„Mal auf das Auto verzichten…“
Tatsache ist aber, es gibt sie wirklich, die Klimaschützer unter den Jugendlichen. Solche, die nicht nur dem guten Wetter frönen, sondern sich im gleichen Maße mit den Folgen der Erwärmung unseres Planeten auseinandersetzen und aktiv werden um etwas zu ändern.

Ein Beispiel hierfür ist Frederike, 19 Jahre, die sich, kurz vor Ende ihrer Schulzeit, Gedanken macht, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen möchte. Verblüfft, aber vor allem stolz war ich, als ich ihre gut durchdachten Interviewantworten erneut las. Zugegebenermaßen ist sie vielleicht nicht die „typische“ Durchschnitts- Abiturientin und ihr Hauptgesprächsthema ist auch nicht die Planung der Abifahrt, nein. Die sei zwar auch wichtig, mehr Relevanz bekommt jedoch das Thema Zukunftsgestaltung und hierbei vor allem die Überlegung, wie sie es schaffen kann, aktiv ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Im Herbst beginnt sie ein Praktikum bei einem großen deutschen Institut, das sich der Forschung und Entwicklung umweltschonender Technologien verschrieben hat.

Schon jetzt will sie ihren Energieverbrauch eindämmen, indem sie versucht „mal auf das Auto zu verzichten, den Computer nicht so oft zu benutzen“ und – wie weitdenkend – wenn sie mal ein Haus bauen sollte, möchte sie darauf achten, dass dieses nach allen Regeln der Nachhaltigkeit gebaut wird: „mit einer guten Isolierung, Regenwasserversorgung, eventuell Photovoltaikanlage oder Wärmepumpe“.

Klimawandel – ein globales Problem.
Bemühungen der politischen Bildungsarbeit in Deutschland mögen schon einige Früchte tragen, die Problematik des Klimawandels ist für viele jedoch noch sehr abstrakt und scheint ihnen für ihr tägliches Leben nicht relevant. In anderen Ländern dürfte dies noch ausgeprägter sein. Fernando aus Brasilien hat sein Wissen bezüglich des Klimawandels nur aus dem Fernsehen, in der Schule gab es überhaupt keine Umweltbildung. „Die Mehrheit der brasilianischen Menschen ist arm. Die Eltern wissen über diese Dinge nichts und die meisten Lehrer auch nicht. Selbst wenn die Lehrer etwas darüber wissen und in der Schule darüber erzählen, kommen die Kinder nach Hause und die Eltern sagen „Das ist Blödsinn. Glaub doch so was nicht.“ Um etwas zu ändern, muss man im Bereich der Bildung ansetzen. Umweltbildung gibt es in Brasilien sehr wenig. Dort wird zu wenig gemacht. Aber Umweltbildung muss zusammen mit der Bildung im Allgemeinen kommen. Es kann nur an beidem zusammen gearbeitet werden.“

Gerade Brasilien spielt eine große Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Dort liegt die  größte zusammenhängende Fläche Regenwald. Zusammen mit anderen Regenwaldgebieten bildet diese Zone die grüne Lunge der Welt. Brasilien steht aber auch für die Zerstörung natürlicher Ressourcen, Abholzungen, Slums in den Megastädten, Monokulturen im Nordosten des Landes, Dürren und Überschwemmungen. Die aktuelle Studie „Gefährlicher Klimawandel in Brasilien“ warnt vor einem möglichen Zusammenbruch des Ökosystems Amazonien.

Klimawandel ist ein globales Problem und es sind gemeinsame Anstrengungen nötig, um ihm zu begegnen. Der Demograf Prof. Dr. Wolfgang Lutz bezeichnet in einem Interview den Klimawandel als bisher wahrscheinlich größtes wirklich globales Problem der Menschheitsgeschichte. „Kein Staat, keine Insel, niemand kann sich da raushalten.“

Da die Industrieländer die größten Verursacher von CO2 sind, liegt bei ihnen auch eine größere Verantwortung. Viel Hoffnung setzt Fernando aber nicht in sie: „Ich sehe leider sehr wenig Initiative. In vielen Fällen sind es genau diese Länder, die am meisten schaden. Ich hoffe, dass sie etwas machen, habe aber nicht viel Hoffnung. Die Atomenergie ist ein gutes Beispiel, Industrieländer verlängern sogar die Laufzeiten. Es fällt mir schwer, etwas von den Ländern zu erwarten, die schon so viel Schlechtes verursacht haben. Ich habe mal gehört, die Entwicklungsländer werden den Industrieländern immer ähnlicher und umgekehrt. Ich denke, das stimmt. Das finde ich furchtbar. Man sieht, dass nicht so „entwickelte“ Länder viel Schlechtes nur nicht gemacht haben, weil ihnen die Möglichkeit dazu fehlte.“ Politisch muss sicher viel geschehen, die Verantwortung liegt aber auch bei jedem selbst. Auch in Fernandos Leben spielt der Klimawandel eine Rolle: „Ich kann ja nicht warten, bis ich einen tatsächlichen Beweis für den Klimawandel habe. Das wäre dann zu spät. Ich versuche schon etwas in der Richtung zu unternehmen und meinen Teil zu leisten.“

Dass Frederike und Fernando, stellvertretend für die entwickelten und weniger entwickelten Länder unserer Erde, sich Gedanken zum Klimawandel und Klimaschutz machen, ist immerhin ein Anfang. Sie als Angehörige einer „Generation Klimaschutz“ zu bezeichnen wäre aber noch zu früh. Dafür müssen weitere Schritte geschehen, wie ein aktiver Einsatz gegen klimagefährdende Maßnahmen und ein breiteres Engagement in diesem Bereich.

Ganz ohne Frage sollten klimapolitische Entscheidungen nicht nur auf nationaler Basis getroffen werden. Denn, auch wenn die Umweltbildung in Deutschland präsenter ist als in Brasilien, dürfen wir nicht vergessen, dass wir nur gemeinsam bleibende Veränderungen schaffen können und dass Schwellen- und Entwicklungsländer bei diesen Entscheidungen gleichberechtigt einbezogen werden müssen.

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