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J. Borner / M. Zienert | Splitter

Klimawandel und Kommunikation

Der Klimawandel ist in den vergangenen 15 Jahren immer besser durch die comunity der naturwissenschaftlichen Klimaforschung (IPCC) beschrieben worden. In den Massenmedien ist zwar keine systematische noch weniger eine systemische Darstellung des Phänomens erfolgt aber die wesentlichen Beschreibungen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Die Herausforderung heute ist es, die „Transformation“ zu verstehen, die hinter dem Klimawandel steckt. Es geht um die Transformation gesellschaftlicher Strukturen, Verhaltensweisen und Spielregeln, die notwendig ist, um sich vor dem Klimawandel zu schützen und sich Veränderungen anzupassen. Diese Transformation hat den Charakter einer sozialen Alphabetisierung! Und diese soziale Alphabetisierung eines „ lesen lernens“ der Transformation ist die reale Aufgabe der Klimakommunikation!

(Die „great transformation“ ist ein international anerkanntes, strategisches Konzept des WBGU zur Bewältigung von komplexen Krisen/nachhaltige Entwicklung. Es adaptiert den Ansatz von Pollany. Dieser hatte die industrielle Revolution als große Transformation beschrieben.)

Das Problem ist, dass die Veränderungen so schnell ablaufen, dass die analytischen Methoden der Wissenschaften zu langsam für die zeitnahe Reaktion der Gesellschaft sind. Um die Folgen des Klimawandels zu verstehen, brauchen wir die Vielzahl von Wissenstypen und ihrer Träger, die ihren Beitrag zur strategischen und aktuellen Gestaltung einer zivilisatorischen Klimakultur leisten. Die verschiedenen sozialen Wissenstypen (Kunst, Wissenschaft, Erfahrungswissen, indigenes Wissen…) müssen sich verständigen und transdisziplinär kooperieren.

Nur so entsteht „robustes Wissen für die Veränderung“ – ( robustes Wissen ist eine soziologische Kategorie zur Beschreibung von gesellschaftlicher Akzeptanz, Legitimation und Partizipation an der Transformation!)

Dass die Wissenschaft ihre analytische / empirische Beschreibung der Welt (und mögliche Entwicklungstrends) dazu beiträgt ist klar.

Kunst leistet in unserem Verständnis ihren Beitrag in der Entwicklung einer (Widerstands)-Ästhetik, die erkenntnistheoretisch das robuste Wissen stärkt: Als Ablehnung und Widerstand gegen alte Konventionen, Institutionen und Strukturen und/oder als kulturelle Innovation (siehe Bauhaus). (Peter Weiss, Widerstandsästhetik)

Ästhetik als Wahrnehmungs- und Erkenntnisinstrument bindet sich dabei an Objekte, Symbole und Signale, die in die Alltagskultur eindringen, dort irritieren und gestalten.

Das Besondere von Transformation – und damit auch ihrer Kommunikation ist, dass man sie verstehen muss als ein soziales, autodidaktisches Erlernen der „Steuerung der Transformation“, also der kollaborativen Entwicklung transformativen (robusten) Wissens.

Das KMGNE folgt mit seinen (Selbst)Lern- und Gestaltungsprojekten diesem Ansatz. Wir suchen nach Ästhetiken, Metaphern und Symbolen, die diese „great transformation“ deutlich macht – und wir suchen nach Kompetenzen, nach „transformative literacy“ bei den Promotoren. Dabei spielt der Dialog (auch im Sinne Beuys) eine entscheidende Rolle!

Methodisch folgt die Internationale Sommeruniversität vier (Lern- und Gestaltungs-)Pfaden:

  1. Sie integriert sich in alltagskulturelle Wirklichkeiten (z.B. in die Stadtentwicklung mecklenburgischer Kleinstädte, oder im Widerstandsprojekt HydroAycen in Chile) und organisiert sich als „Realexperiment“ oder „Reallabor“ (transdisziplinäres Forschungsdesign)
  2. Sie arbeitet mit der szenarischen Methode um detaillierte Beschreibungen über Zukunftsoptionen (zukünftige Alternativen) zu erhalten. Diese Bilder über „Zukünfte“ (design fiction) sind die Basis für soziokulturelle und politische Entscheidungen heute. Ohne Vorstellungen über „Zukünfte“ ist heutiges Tun nur Krisenmanagement.

Also müssen wir „Zukünfte“ beschreiben.

  1. Die Beschreibung der Zukünfte muss solch eine Faszination ausstrahlen, dass sie die Warenästhetik der Gegenwart übertrumpft. Das geht kommunikativ nur über Narrationen. Narrationen ermöglichen solch einen Handlungssinn zu erzählen, der eben nicht rational-ökonomisch sondern vielfältig und kulturell, solidarisch sinnstiftend und ethisch begründet ist.
  2. Da die verschiedenen Stakeholder und Milieugruppen in der Gesellschaft unterschiedliche Sprachen und Deutungsmuster haben und verschiedene Medienformate nutzen bietet es sich an, transmedial zu kommunizieren. Wir lassen dazu in unterschiedlichen Werkstätten verschiedene Episoden in unterschiedlichen Formaten erzählen. Diese verdichten sich dann zu einer „big story“ – auf“geschrieben“ in Storyfy oder anderen transformativen/transmedialen Plattformen (event, performance, website, festival)

Transmediales Erzählen ist offen: „Ich gebe eine Geschichte rein, Du kannst dran kratzen, verändern… Die Geschichte ist nicht fertig, sie kann reeditiert werden.

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