Verknüpfungen der feinsten Sorte?

SDGs im Zusammenhang – Ernährung im Fokus

Im Jahr 2015 einigten sich die Vereinten Nationen auf 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die als Agenda für nachhaltige Entwicklung in allen Länder der Welt umgesetzt werden sollen. Wir haben uns in die Situation der Arbeitsgruppen versetzt, die diese Goals über zwei Jahre lang entwickelten, und drei für uns besonders bedeutsame SDGs ausgewählt. Als Ausgangspunkt haben wir das Thema Ernährung gewählt und uns auch in der weiteren Auswahl daran orientiert.
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Goal 2: Hunger beenden, Ernährungssicherheit und verbesserte Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

Trotz der ausreichenden globalen Lebensmittelproduktion leiden 870 Millionen Menschen an Unterernährung. Die Anforderungen, die sich aus dem Ziel der Ernährungssicherheit ergeben, bedeuten für die deutschen Rahmenbedingungen eine Unterstützung des Ökologischen Landbaus. Gerade im ländlichen Raum ist das Leben für viele Menschen, besonders junge Leute, immer unattraktiver geworden Dabei steigert das Erlebnis des ökologisch landwirtschaftlichen Betriebes auf gesunde und nachhaltige Art und Weise die Wertschätzung von Lebensmitteln. In Privathaushalten führt deren Mangel häufig zur Lebensmittelverschwendung. Gute Nahrung landet so in der Tonne statt auf dem Teller.
Um Verschwendung vorzubeugen, eine verbesserte Ernährung zu fördern und damit Flächenpotenziale freizusetzen, sollte Ernährung wieder einen Platz in der Schulbildung finden. Doch nicht nur dort, auch verschiedene Medien können  dazu genutzt werden, um dem Endverbraucher seine Kraft aufzuzeigen, dieses SDGs zu erreichen. Konkret bedeutet dies, dass sich unsere Ernährungsstile ändern müssen. Derzeit sind ca. 70% der globalen landwirtschaftlichen Fläche für Viehwirtschaft in Nutzung (WGBU 2014, S.9). Tierische Produkte erzeugen Emissionen. Daher würden nicht nur Flächen frei, sondern ebenfalls Emissionen reduziert. 
In Zukunft werden noch mehr Menschen in Städten leben und  Megacities entstehen. Hier wird es problematisch, diese mit frischen, regionalen Lebensmitteln zu versorgen. Aber nachhaltige Landwirtschaft kann auch in Städten geschehen, zum Beispiel durch Aquaponik und Gemeinschaftsgärten. Nachhaltige Landwirtschaft muss jedoch von der Politik gewollt und finanziell gefördert werden.
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Goal 12: Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen

Eng verknüpft mit Goal 2 sind nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster. Diese sind unter anderem eine Voraussetzung für Ernährungssicherheit und das Beenden von Hunger. Festgelegte Normen und Standards führen innerhalb der Produktion zu ungerechtfertigter Verschwendung. Ebenso tragen die Überproduktion von Lebensmitteln sowie die Situation am europäischen Absatzmarkt (u.a. der Verkauf zu ungerechtfertigten Preisen) dazu bei, dass ein Teil der Ware den Endverbraucher nicht erreicht. Maßstäbe der Großabnehmer und Sonderangebote in den Discountern sind zusätzlich negative Aspekte. 
Hier bedarf es einer  Änderung der politischen Rahmenbedingungen. Eine Zielvorgabe ist die „Abschaffung aller Formen von Agrarexportsubventionen und aller Exportmaßnahmen mit gleicher Wirkung“ (Die 2030-Agenda, S.12). Dies würde zu geringeren Transportemissionen und erhöhtem Nährwert der Lebensmittel führen und der Überproduktion in Deutschland (beispielsweise von Schweinefleisch, um den europäischen Markt zu versorgen) entgegenwirken. Somit betrifft dieses Ziel nicht nur die interne Situation, sondern hat ebenfalls externe Effekte.
Der WBGU schreibt in seinem Politikpapier zur SDG-Debatte, dass derzeit existierende Konsummuster nicht für alle Menschen universalisierbar sind (S.8). Da aber die Mittel- und Oberschicht stetig wachsen und diese den höchsten Ressourcenverbrauch aufweisen, ist es an der Zeit, eine Lösung für global gerechte Konsummuster zu finden. Welche marktwirtschaftlichen Instrumente können noch eingesetzt werden, um die Einhaltung der planetarischen Leitplanken seitens der Produzenten und Konsumenten zu verbessern? Offensichtlich ist zunächst einmal die Kommunikation der Leitplanken nötig.
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Goal 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

Der Klimawandel verschärft die Nahrungskrise und globale Ungerechtigkeiten: Die Landwirtschaft ist durch den Klimawandel immer extremeren Wetterereignissen ausgesetzt. Die Auswirkungen sind in Deutschland und im Rest der Welt unterschiedlich stark. Ohne eine funktionierende und nachhaltige Landwirtschaft können die Ziele der Ernährungssicherung sowie der Hunger– und Armutsbekämpfung nicht erreicht werden. Im Politikpapier des WBGU wird von einer erschwerten langfristigen Armutsbekämpfung gesprochen, sollten die SDGs den Umweltproblemen keine Rechnung tragen. Denn die Lebensgrundlage der Menschheit ist nunmal der Planet Erde, mit den Böden, die wir bewirtschaften, um uns zu erhalten. 
Auch ein „Weiter so“ im Wirtschaftssystem gepaart mit ein wenig nachhaltigerer Energie wird den Klimawandel nicht stoppen können. Der CO2-Ausstoß ist in Deutschland weiterhin viel zu hoch. Doch wo bleibt das Kohleausstiegsprogramm? Zudem sind größere Transformationen der Energiewirtschaft und damit auch des Wirtschaftssystems im Allgemeinen erforderlich. „Degrowth“ lautet hier das Zauberwort. Auch die erdölproduzierenden Länder müssen einbezogen werden. Hier ist ein frühzeitiger Strukturwandels notwendig, damit diese Staaten anders Wohlstand erwirtschaften können. 
Auf Makroebene ist die internationale Handelspolitik der Knackpunkt im Umdenken der Politikfelder. Sie muss so umgestaltet werden, dass Armut und Umweltschäden nicht vergrößert werden. Eine Lösung scheint in dem Zusammenhang nicht einfach zu sein und bedarf eines Mentalitätswandels sowie struktureller Machtverschiebungen in den teils autoritären energieliefernden Staaten. 
Auch Verbraucherinnen und Verbraucher tragen hier Verantwortung. Um dieser gerecht zu werden und einen Mentalitätswandel zur Unterstützung wirksamer Klimapolitik zu tragen, ist Umweltbildung grundlegend. Auch in Ländern mit bereits gesichter und relativ hoher Bildungsqualität soll die kommende Generation den Wert Wert  einer sozialen und ökologischen Welt bereits von klein auf  verinnerlichen: Bis  2030  sollen  alle  Lernenden  wissen,  was  ein  nachhaltiger  Lebensstil  ist, sich  mit  Menschenrechten  und  Geschlechtergleichheit auskennen, ein globales Bewusstsein entwickeln und vieles mehr.
Die  Grundlagen  sind  in  Deutschland  geschaffen:  Die  Vereinten  Nationen  hatten  2005  eine UN-Dekade  Bildung  für  nachhaltige  Entwicklung  (BNE)  ausgerufen.  Die  Deutsche  UNESCO-Kommission   hat   seitdem   fast   2.000   Projekte ausgezeichnet.  Auf  UN-Ebene  ist  mittlerweile ein   neues   Weltaktionsprogramm   verabschiedet worden, das BNE aktiv voranbringen soll. In dem Zusammenhang sind jedoch langfristige und strukturelle Förderungen von Bildungsprogrammen durch die Politik erforderlich, der bisherige Projektcharakter im Bereich BNE ist wenig nachhaltig. Auch sollte BNE Teil der Ausbildung von Lehrern und Erziehern werden.
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 Fazit

Die Auswahl der obigen SDGs zeigt nur einen Ausschnitt aus der 2030-Agenda. Einzelne SDGs können dabei nur Bausteine sein. Alle 17 Ziele bauen aufeinander auf und bedürfen der Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Wer errät, wie viele SDGs sich in unserer Argumentation tatsächlich eingeschlichen haben?
Nicht alle Menschen tragen in gleichem Maß die Verantwortung der aktuellen Belastung des Planeten Erde, seiner derzeitigen und zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner. Aber Verbesserung können wir dabei nur gemeinsam bewirken. Die SGDs sind anspruchsvolle Ziele, daher gibt es auch keine einfachen und schnellen Lösungen. Umso wichtiger ist es sofort zu starten und aktiv zu werden, denn der Klimawandel wartet nicht bis wir bereit sind zu tiefgreifenden Veränderungen. 
Fotos: Carolin Kern

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