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DiV Santiago: Freitag, 13.01.2017

 

Helden der Gesellschaft

Dessau war eine Stadt der Helden – Helden der Industrialisierung in Deutschland. Besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde der große Reichtum des Landes in dieser Region geschaffen und sicherte die Stabilität der Ökonomie. Nach der Wende aber, wurden diese „alten“ Industrien nicht mehr gebraucht. Die Qualifikationen der Menschen dort wurden nicht mehr gebraucht. Die Menschen in Dessau wurden nicht mehr gebraucht.

Wir leben in einer ähnlichen Situation des Umbruchs. Das ist Joachim Borners These, die er durch aktuelle Phänomene unterstützt sieht. Denn wenn wir die Prozesse der Transformation identifizieren, können wir versuchen, einen anderen Blick zu entwickeln. Unsere übliche, antrainierte, disziplinäre Sicht auf die Welt erschwert es zu begreifen, was gerade passiert.

Wer sind die Helden unserer Zeit?

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Einblick in die Lebenswelt indigener Bevölkerungsgruppen

Wir erleben einen kulturellen Wandel. Eine Veränderung als Revolution. Die Revolution ist erstmal vollkommen emotionslos. Das ist der antagonistische Widerspruch.

Den haben wir laut Borner aber auch grundsätzlich. Den Widerspruch zwischen dem Grundparadigma unserer Gesellschaft in die wir hineingeboren wurden. Heißt: „Ich als Unternehmen muss wachsen. Ich muss die Möglichkeit der Expansion haben.“ Das ist ein gesellschaftliches Gesetz der Entwicklung kapitalistischer Wirtschaften. Reicht gesellschaftlicher Reichtum, um die Probleme der Veränderung in den Griff zu bekommen? Vor dem Kapitalismus, der industriellen Revolution, hatten wir Gebrauchswerte. Die Feudalherren haben nur so viel Steuern, in Form von Kartoffeln zum Beispiel, eingetrieben, wie sie lagern konnten. Die vorkapitalistische Produktion war begrenzt. Die kapitalistische Produktion hingegen ist unbegrenzt, weil auf den Wertezuwachs geschaut wird, anstatt auf den Wert an sich. Mit dem Fall der Sowjetunion, der Öffnung des osteuropäischen Raumes entstand Platz für Expansion. Jetzt ist die Expansion, das Wachstumspotenzial, wieder begrenzt.

Mathematisch heißt das: Wir haben ein Ressourcenpotenzial an Kapital mit einem ungemeinen expansiven Potenzial. Der Bergbau zum Beispiel war bis vor 10 Jahren folgendermaßen gestaltet: Suche nach einzelnen Materialien und Extraktion. Heute ist Bergbau: Ein ganzer Berg wird abgesägt und alles wird aussortiert, was gebraucht werden kann. Mit den Überresten wird dann ein neuer Berg geschaffen.

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Posterpräsentation in der Vorbereitung

Was die einzelnen Gruppen in der kurzen Zeit geschaffen haben, wird am Nachmittag präsentiert. Von einer Poster-Präsentation mit Videoelementen über Theaterstücke und eine Talkshow bis hin zu musikalischer Darstellung zeigen die Teilnehmenden kreative Lösungen für die Zukunft und den Weg dahin in einer fesselnden Art und Weise.

Das bestätigt: Wir brauchen die Anerkennung aller Wissenstypen.

Dann können wir anfangen, aus der Zukunft zu lernen, die Fähigkeit der Risikoabschätzung zu entwickeln. Eine präventive Einstellung zu bekommen. Und die Probleme der modernen Welt zu begreifen und zu mildern.

Wenn wir aus der Natur alles rausnehmen, alles Spirituelle, und sie nur als Ressource beschreiben (Wissenschaftler tun dies), dann habe ich einen „Sack von Ressourcen“. So fangen wir an, zu unterscheiden zwischen nützlichen Pflanzen und Unkräutern. Plötzlich gibt es Schädlinge. Wir sehen uns nicht mehr als Teil dieser Welt, sondern haben einzelne Teile von Problemen vor uns. Wir haben uns schließlich von der Natur emanzipiert.

Fuller hat in den 50ern die Theorie des Raumschiffs aufgebaut: Die Erde ist ein Raumschiff. Es ist nur das Raumschiff da, nur die Erde. Es gibt keinen Ausgang zu einem anderen Raumschiff. Und wo ist das Steuermanual? Es ist noch gar nicht da. Aber alle möglichen Leute im Cockpit drücken auf das Gaspedal, nie auf die Bremse.

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Visualisierung der Ideen für 2050

Konzepte zu nachhaltiger Entwicklung sind gut gemeinte Zielvorgaben. Aber wie kommen wir da hin, zum Ziel? Wir wissen nicht, wie der Alltag in einem nachhaltigen System aussieht. Aber es ist auch nicht die Frage der Architektur, sondern des sozialen Konstrukts.

Das haben heute in den Abschlusspräsentationen alle gezeigt, dass der Wandel nur in Gemeinschaft und Einverständnis geschehen kann.