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Forschung für Transformation – Energiewende lokal umgesetzt

Energiewende

Die Erde und vor allem das Klima wandeln sich. Durch uns – die Menschen. Darum müssen wir etwas tun, und zwar zunächst einmal aufhören, immer mehr klimaschädliches CO2 u.a. bei der Stromerzeugung in die Luft zu pusten. Dieser Aufgabe stellen sich derzeit bereits viele Nationen und vor allem lokale Akteure. Aber wie setzt man solch eine Energiewende um, wie steuert man sie – auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene?

Dieser Herausforderung stellt sich das derzeit größte sozialwissenschaftliche Kooperations- und Forschungsprojekt in Deutschland: Das Kopernikus-Projekt „Energiewende-Navigationssystem“ (ENavi). Der Namenspate Nikolaus Kopernikus entdeckte, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Er steht damit für einen bedeutenden Paradigmenwechsel und gesellschaftlichen Wandel. Einen Wandeln wie wir ihn jetzt wieder brauchen: die Energiewende. Das KMGNE wirkt mit Teilprojekten mit.

Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft werden in den nächsten 10 Jahren gemeinsam technologische, soziale und wirtschaftliche Lösungen für den Umbau des Energiesystems entwickeln. Finanziert wird ENavi und die mehr technisch und wirtschaftlich ausgerichteten Kopernikus-Projekte ( ENSUREP2XSynErgie) durch das Bundesforschungs-ministerium (BMBF).

Das Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) koordiniert ENavi. Das KMGNE arbeitet zusammen mit 64 Wissenschaftseinrichtungen, erweitert um Partner-Institutionen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an diesem Navigationssystem für die Energiewende. Es begleitet zwei Modellregionen bei der Determinierung lokaler Herausforderungen, bei der Suche nach angepassten Lösungen und der Umsetzung. Gute Voraussetzungen sind die langjährige Erfahrung in der Arbeit mit ländlichen Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern und transdisziplinären Ansätzen.

ENavi stützt sich auf das Forschungsformat der „Reallabore“. In den Kommunen Rhena und Röbel – den Modellregionen – gilt es zunächst die lokal aktiven Akteure und die Funktionsweise der Kommunikation und Entscheidungswege zu untersuchen. Zum anderen bedarf es vorstellbarer lokaler Visionen für die Zukunft, die gemeinsam von Verwaltung, lokaler Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft erarbeitet werden. Bei diesen Visionen geht es weniger nur um ein neues Energiesystem, als vielmehr eine neue Art von Daseinsvorsorge inklusive Verteilungs- und Chancengerechtigkeit. Dieses Zukunftsbild muss in die breitere lokale Öffentlichkeit kommuniziert werden. So kann weitere Unterstützung durch Beteiligung gefunden werden, wodurch weitere Ideen einfließen. Dieser erste Teil des „Ko-Designs“, des Zusammenfindens und sich selbst-Organisierens bildet das Fundament der Reallabore. Es folgt die „Ko-Produktion“ von Wissen über bestehende Rahmenbedingungen, eine gemeinsame Zukunftsausrichtung und die Schritte, wie das gewünschte Ziel erreicht werden kann.

Die in anderen Teilen von ENavi erarbeiteten Lösungen könnten zum einen in den Modellregionen getestet werden. Zum anderen werden die Erkenntnisse über die Funktionsweise und Struktur von Modellregionen als Reallabore in die anderen Projektteile getragen. Der Reallabor-Ansatz zeichnet sich durch die Kommunikation und Aushandlung zwischen verschiedenen Akteuren auf Augenhöhe aus. Dies bedeutet, dass nicht nur mehr die Wissenschaft als Wissensträger gilt, sondern alle Akteuren zusammen „sozial robustes Wissen“ produzieren. Dieses Handlungswissen wird gemeinsam ausgehandelt.

Wir als KMGNE organisieren die Kommunikation und wollen helfen, etwaige dabei entstehende Konflikte in ergebnisbringende Diskurse zu überführen.

Anne Kraft