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ENavi und KMGNE |Forschung trifft Alltag: Kooperationen im Reallabor (Modell-) Region Mecklenburg

Okt17_Wismar Workshop MV

Das Kopernikus-Projekt „Energiewende-Navigationssystem“ (ENavi) ermöglicht es  Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam in den nächsten zehn Jahren technologische, soziale und wirtschaftliche Lösungen für den Umbau des Energiesystems vor Ort zu entwickeln. Vertretende des KMGNE begleiten dabei zwei  Modellregionen. Beim Treffen am 16./17.10.2017 in Wismar ging es darum, wie die lokalen Administrationen, Engagierten und  Wissenschaftler in den nächsten Jahren zusammenarbeiten wollen, um gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung nach Lösungen für ein zukunftsfähiges Energiesystem und ein gutes Leben in den ländlichen Regionen zu suchen.

Direkt am Hafen in den Container-Räumen des  Technologie- und Gewerbezentrums Wismar versammelten sich Stadtvertreter aus den Gemeinden Rhena und Röbel sowie Wissenschaftler aus dem ENavi-Projekt.

Okt17_Wismar Workshop MV
KOMOB mit Blick auf den Hafen in Wismar (c) A.Kraft

Zunächst ging es um die Einbettung der Modellregionen in  die Kopernikus-Forschungsprojekte. Udo Onnen-Weber vom Kompetenzzentrum ländliche Mobilität sagte, Wissenschaft müsse politikfähig sein, um in konkreten Situationen operieren zu können, beispielsweise bei einer konkreten Investitionsentscheidung für erneuerbare Energien beraten zu können. Eine Hauptherausforderung sei allerdings vor allem die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung für getroffene Maßnahmen. Das Ziel von ENavi ist daher, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung für sie nützliche Maßnahmen zu suchen, welche u.a. von jedem einzelnen umgesetzt werden können. Die Betrachtungen müssen insofern auch über die Frage der Energieversorgung hinausgehen und mögliche Rückfinanzierung, Nahmobilitätsangebote und andere Faktoren der Daseinsvorsorge einschließen.

Die leitende Verwaltungsbeamtin Lützow-Lübstorf, Iris Brincker, legte aktuelle Klimaschutzaktivitäten wie die Installation einer E-Ladeinfrastruktur und die damit verbundenen Probleme dar.

Yvonne Rowohlt vom Geodatenzentrum Landkreis Nordwestmecklenburg präsentierte das bereits existierende Energieportal Nordwestmecklenburg, welches eine ganze Reihe von Informationen über die Installation erneuerbarer Energien für die Bürger bereitstellt. Kann diese bestehende Struktur im aktuellen Projekt eingebunden werden? Vielleicht über Coaching-Angebote für erneuerbare Energien für Bürger(meister)?

Im Folgenden wurden die Forschungsschwerpunkte vorgestellt. Wie können Stakeholder-Empowerment-Tools im Projekt sinnvoll eingesetzt werden, um in komplexen Entscheidungssituationen Klarheit und Akzeptanz zu fördern? (Reiner Lemoine Institut) Eher technisch war die Frage, wie das Energiesystem über verschiedene Sektoren hinweg auf regionaler Ebene den Bedürfnissen der Menschen und den umweltbedingten Notwendigkeiten angepasst werden kann (BBHC). Wie drückt sich Akzeptanz durch Verhaltensweisen der Bevölkerung aus und wie entwickelt sie sich? (Fraunhofer ISE) Diese Themen wurden am Folgetag in Workshops näher besprochen.

Dr. Joachim Borner vom KMGNE stellte anschließend den zentralen Reallabor-Ansatz vor, der in den Regionen angewendet werden soll. Was ist das Selbstverständnis der Wissenschaftler in den Modellregionen? Wie lässt sich der bisher vernachlässigte ländliche Raum unter Einbeziehung des Wissens der lokalen Bevölkerung nachhaltig stärken? Was ist die Vorstellung der Menschen von ihrer besseren Zukunft? Wie lässt sich diese Zukunft in Bildern, in Erzählungen ausdrücken? Ziel des Vortrags war es, ein gemeinsames Verständnis der Wissenschaft und Praxisakteure über die Vorgehensweise im gemeinsamen Suchprozess zu erreichen. Im Anschluss gab es eine ausführliche Diskussion.

Fazit: Das erste Treffen hat viele neue Fragen aufgeworfen, aber auch Ängste und Sorgen beseitigt. Die Praxisakteure stellten fest, dass diese Reallabor-Arbeitsweise für die Wissenschaftler genauso neu ist wie für sie. So herrschte beim gemeinsamen Abendessen eine lockere Atmosphäre während am Morgen noch alle verhalten der Dinge harrten die da kommen würden. Die Arbeit in den Modellregionen kann losgehen: gemeinsam, auf Augenhöhe, transparent und offen.

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Blick aus den Container-Räumen am Hafen in Wismar (c) A.Kraft