Wir machen uns die Stadt, wie sie uns gefällt

Stadt_Hannah

SDG 11 und 12: Nachhaltige Städte und Gemeinden / Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion

Städte und Kommunen als treibende Kraft für die Umsetzung der Agenda 2030 / „Cities are where the battle for sustainable development will be won or lost

Neue Narrationen für zukunftsfähige Städte: nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum erfordern persönliches Engagement und politische Rahmenbedingungen

Sei die Veränderung, die du dir wünschst!

Du als kleines Individuum kannst auf dieser Welt doch ohnehin nichts verändern? Moment mal: Was, wenn doch?! Mal angenommen…. du wärst ein Reiskorn. Und du, als Reiskorn, würdest eine klitzekleine Kleinigkeit in deinem Leben zu einem Besseren wenden. Du als Reiskorn hast diese klitzekleine Veränderung nun also bei dir erfolgreich eingeführt und fängst an, dich damit wohl zu fühlen. Also erzählst du einem zweiten Reiskorn davon, wie gut es dir mit dieser klitzekleinen Veränderung geht. Und dieses zweite Reiskorn denkt sich: Warum nicht?! Probieren kann man es ja mal und wenn es einem damit gut geht….!

Nun sind es also schon zwei Reiskörner, die sich mit der Veränderung gut fühlen. Stell dir vor, ihr beiden erzählt jetzt jeweils nochmal einem weiteren Reiskorn davon, und die erzählen es wieder anderen und die wieder weiter…. Da entsteht doch tatsächlich ein Reis-Schneeball draus, der von selbst immer größer gewachsen ist. Oder am Ende gar eine ganze Reis-Lawine! (Das nennt man dann „Bewegung“.) Bei Sissa ibn Dahirs berühmter Reiskorn-Parabel waren es bei Verdopplung eines einzigen Reiskorns von Schachbrettfeld zu Schachbrettfeld beim 64. Mal so viele Reiskörner, dass sie ganz Deutschland mit einer einen Meter hohen Reisschicht bedecken würden. Na, wenn das mal keine Veränderung ist!

Inklusive Städte sind Städte, in denen sich alle einbringen und alle am öffentlichen Leben teilhaben können, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, Schicht und Aufenthaltsstatus. Sie gedeihen, wo öffentliche Orte, Wohnraum, urbane Mobilität und Versorgung von den Menschen und Gruppen “ko-produziert” werden, die diese Orte im Alltag nutzen und beleben.

Rosa war gestern – der Grill von morgen ist bunt!
Irgendwo in Deutschland: „Hat’s noch ein Plätzchen für meine Zucchini-Basilikum-Scheiben?“ „Klar, lass mich mal meine gegrillten Süßkartoffeln und Halloumi-Melonen-Spießchen auf die Seite schieben. Holst du uns in der Zwischenzeit noch ein Bier?“ Seien wir ehrlich: Grillen ist Männersache. Man(n) steht einfach gern am Grill, unterhält sich über’s Grillgut und freut sich darüber, dieses gemeinsam zuzubereiten. Die Vorbereitung, also das Marinieren der Speisen, wird ebenso zelebriert wie der eigentliche Grill-Akt. Ein Sommergefühl und ein Hauch von Freiheit gesellt sich automatisch hinzu. Hier am Grill darf der Mann noch Mann sein, darf einen wichtigen Beitrag zum Gemeinschaftsmoment leisten und dabei fachsimpeln – die Grillgabel in der einen, das Bier in der anderen Hand. Wie wichtig ist dabei die rosa Ursprungsfarbe des Grillguts? Wär’s denkbar, dass der Grill der Zukunft vielmehr zur kunterbunten Angelegenheit wird?  Fakt ist: Man(n) kann auch anders grillen – wenn man(n) nur will.

Bürgerinnen und Bürger werden zu Stadtmacher*innen

Hamburg. Ende des Jahres werden 50 Erwachsene und 30 Kinder das Wohnprojekt „Möwe.Altonah“ beziehen. Größere und kleinere Familien, Alleinerziehende, Wohngemeinschaften mit älteren und jüngeren Menschen werden hier Seite an Seite leben. Auch viele Jugendliche, die als unbegleitete Flüchtlinge nach Deutschland kamen, sind mit dabei. Ein Quartiersplatz vor dem Haus und ein großer Gemeinschaftsraum stellen eine Verbindung zum Stadtteil her, indem sie Platz für Zusammenkünfte und Aktivitäten bieten. Ihrer ökologischen Verantwortung kommt das Projekt durch eine möglichst energieeffiziente, ressourcenschonende Bauweise, Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Insekten sowie den Verzicht auf private PKWs nach.

Medellín, Kolumbien. Unter direkter Beteiligung lokaler Einrichtungen und der Bevölkerung wurde die Seilbahn von Medellín ausgebaut und ins öffentliche Verkehrsnetz integriert, sodass sie den Bewohner*innen armer Siedlungen den Zugang zum Stadtzentrum enorm vereinfacht. Seitdem hat sich ihre Lebensqualität deutlich verbessert. Denn durch den schnellen und für die Bewohner*innen kostenlosen Weg ins Zentrum sind ihre Verdienstmöglichkeiten gestiegen. Dies hat zu mehr Investitionen in der Nachbarschaft geführt, beispielsweise den Ausbau von Schulen, soziale Zentren und Infrastruktur.

Beide Beispiele zeigen: Vielerorts gestalten Bürger*innen ihre Stadt.
Statt zuzusehen wie sich immer mehr Einkaufszentren an Parkhäuser reihen, entwickeln sie kreative Ideen und nutzen Räume sozial-ökologisch um. Sie packen mit an, bringen sich in Politik und Planungsprozesse ein, lernen von- und miteinander. So entstehen nicht nur lebenswerte Nachbarschaften, sondern auch neue Formen der Vergemeinschaftung und Bündnisse gegen die oftmals kapitalgesteuerte Stadtentwicklung von oben.

Zu lange hieß es, Planung sei Expertensache und Stadtentwicklung zu komplex um alle mitreden zu lassen. Drehen wir den Spieß doch einmal um und sehen Anwohnerinnen und Anwohner als die wahren Experten. Warum sollten sie überfordert sein von der Frage, wo es in ihrer Nachbarschaft an Radwegen mangelt und wo sie sich besonders wohl fühlen?

Berlin: Raum für Kultur und Bildung, Platz für Kinder und Jugendliche, bezahlbare Wohnungen und Grün für alle
Der Prenzlauer Berg gehört mit seinen vielen Kiezen aus der Gründerzeit zu einem der am dichtesten bebauten Stadtteile Berlins, sein Kinderreichtum liegt weit über dem europäischen Durchschnitt. Inmitten dieses Stadtteils liegt das 30.000 m² umfassende Areal am Ernst-Thälmann-Park. Während sich die umliegenden Sozialräume in den letzten 20 Jahren stark verändert haben, ist das Quartier am Ernst-Thälmann-Park zwischen Prenzlauer Allee, Danziger Straße, Greifswalder Straße und Ringbahn fast unverändert geblieben. Aus einem einfachen Grund: der überwiegende Teil der Flächen und Gebäude sind bzw. waren in öffentlicher Hand und somit für den freien Immobilienmarkt nicht zugänglich. Die Intervention des Senats hat verhindert, dass Investoren in dieses Areal vordringen und es nach profitablen Vorstellungen umgestalten konnten. Die hitzige Debatte zum Thema „Mietensteigerungen“ wird massiv von der Immobilienbranche ausgenutzt, um unter dem Schlagwort „Nachverdichtung“ lukrative, innerstädtische Freiflächen zuzubauen. Dabei kann jeder sehen, dass die meisten Neubauprojekte im hochpreisigen Segment angesiedelt sind und eben keinen dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dennoch sind eine Vielzahl solcher Luxusstandorte im Prenzlauer Berg, darunter allein drei solcher Projekte auf dem Areal bereits realisiert, mit insgesamt 360 Wohneinheiten. Eine verantwortungsvolle nachhaltige Stadtteilentwicklung sieht demgegenüber folgendermaßen aus.

Die verbliebenen Freiflächen und existierenden Gebäudekomplexe im Quartier bleiben in öffentlicher Hand und stehen den Bürger*innen, entgegen den ökonomischen Interessen der Investoren, zur nachhaltigen Nutzung frei. Anstelle des Neubaus von Luxus-Wohn-Hochhäusern auf dem ehemaligen Bahngelände, werden die Flächen genutzt, um die vorhandenen Grünanlagen zu einem durchgehenden Grünzug zusammenzuführen. Die Brücke über der Greifswalderstraße steht für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen offen und verbindet die Teilelemente des Grünstreifens.Die Bewohner*innen des Prenzlauer Bergs werden in die Verdichtungsplanung des 30.000 m² Areals einbezogen, gestalten entsprechend ihrer Bedarfe mit und eignen sich das Areal verantwortlich im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung an.

Nachhaltige Städte und nachhaltiger Konsum brauchen beides: Menschen die Lust auf zukunftsfähige Lebensstile haben, die aktiv werden und sich einbringen, sowie neue vergemeinschaftende Strukturen auch in der Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik – und jede*R kann – à la Reiskorn – dazu beitragen!

15.07.2018, TT 2018, Gruppe 2

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